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Heli Janz & Alois Leichtfried

Das JUFA-Hotel am Hochkar ist einzigartig in Niederösterreich. Erstens liegt es auf 1500 Meter Seehöhe, mitten im alpinsten Skigebiet des Landes. Und zweitens ist das Hotel, sportlich gesehen, mehr als gut ausgestattet. Es gibt nicht nur einen Spa-Bereich und eine Kraftkammer, sondern auch eine Kegelbahn, einen Turnsaal, einen Tischtennisraum und eine riesige Halle, in der so ziemlich alle Ballsportarten praktiziert werden können.

Als das Haus 1973 eröffnet wurde, war es noch kein Hotel, sondern ein „Schulskiheim“ und entsprechend spartanisch eingerichtet. Die Schüler übernachteten in Mehrbettzimmern, Klo und Bad am Gang, nur die Lehrer durften „Komfortzimmer“ beziehen. Leiter des Schulskiheims war Ernst Sykora, was dessen skiverrücktem Sohn perfekte Bedingungen bot, sein Talent zu entwickeln – prompt wurde aus Thomas Sykora einer der besten Slalomläufer der ÖSV-Geschichte. 1988 kam die Sporthalle dazu, und das Schulskiheim wurde auch für andere Spitzensportler attraktiv, die am Hochkar ihre Höhentrainingslager abhielten. Prominenteste Gäste waren die Handballerinnen vom Verein Hypo Südstadt, der 42 Mal (!) in Serie österreichischer Meister war und in den 90er-Jahren acht Mal die Champions League gewann.

Irgendwann war das Schulskiheim dann in die Jahre gekommen. Es wurde renoviert und modernisiert und im Jahr 2013 als JUFA-Hotel neu eröffnet. Im Winter sind unter der Woche nach wie vor hauptsächlich Schulklassen untergebracht, an den Wochenenden aber wird das Haus jetzt auch von anderen Gästen – hauptsächlich Familien mit Kindern – genutzt. An das alte Schulskiheim erinnert jetzt nur noch wenig, manches aber ist doch beim Alten geblieben.

Vor allem sind die Haustechniker immer noch die selben: Alois Leichtfried ist seit 1997 im Dienst, sein Kollege Heli Lanz seit 2005. Beide stammen aus Göstling, und obwohl sie schon so lange Kollegen sind, sehen sich relativ selten. „Wir sind insgesamt nur sechs Stunden in der Woche gemeinsam da, wenn sich unsere Dienste überschneiden.“

Unser Rundgang durch das große Hotel (71 Zimmer, 243 Betten) beginnt im Restaurant, wo auch das Frühstück eingenommen wird. Zu den Aufgaben von Janz und Leichtfried gehören alle anfallenden Reparaturarbeiten; die beiden haben sich da im Lauf der Zeit verschiedenste Fertigkeiten  angeeignet. „Bis ein Handwerker da raufgekommen ist, dauert es mindestens eine Stunde. Da machen wir es lieber selber.“ Die Haustechniker sind aber nicht nur für die Haustechnik zuständig. Im Winter etwa gehört auch die Schneeräumung zu ihrem Job, und Schnee gibt es am Hochkar normalerweise jede Menge. Im schneereichsten Winter, den die beiden erlebt haben, fielen insgesamt fast 16 Meter vom Himmel. Janz und Leichtfried chauffieren auch die Anfänger im Kleinbus zu den Babyliften am Zagerlboden. Der liegt zwar nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt, für Kinder mit Skiausrüstung aber ist das zu weit. „Wenn die das zu Fuß machen müssen, kommen die nie wieder!“ An manchen Tagen müssen die Haustechniker die kurze Strecke so oft hin und her fahren, dass am Ende schon einmal 50 Kilometer auf dem Zähler stehen. Selbst kommen sie übrigens kaum zum Skifahren, vor oder nach dem Dienst ist dafür meistens zu wenig Zeit.

Auf unserem Weg durchs Hotel sind wir im großen Saunabereich angekommen, der gerade leer ist, abends aber stark frequentiert wird. Dahinter geht’s zur Sporthalle, wo es für die Haustechniker viel zu tun gibt. Anders als in den Zimmern sind hier sie nicht nur für die Wartung, sondern auch für die Reinigung zuständig. Für die Gäste ist die Nutzung der Halle im Preis inbegriffen, sie müssen sich nur einen Termin reservieren. Die ganze, 1600 Quadratmeter große Halle entspricht den offiziellen Ausmaßen eines Handballfelds, meist wird sie aber in kleinere Sektoren aufgeteilt. Basketball, Volleyball oder Fußball wird hier ebenso gern gespielt wie Badminton. Auch bis zu drei Tennisplätze hätten in der Halle Platz, der damit verbundene Aufwand ist allerdings ziemlich groß: Es muss nämlich erst ein spezieller Belag – er stammt übrigens von einem ATP-Turnier in Frankreich – ausgerollt und verklebt werden; schnell einmal eine Tennisstunde buchen ist hier also nicht drin. Für die Geräte-Logistik in der Sporthalle sind natürlich auch die Herren Leichtfried und Janz verantwortlich. „Wir bauen alles selbst auf und ab. Sonst funktioniert das nicht.“

Im Winter, in der Skikurs-Saison, werden aus Haustechnikern immer wieder auch Hausdetektive, die kleine Delikte aufklären müssen. Einmal haben ein paar HTL-Schüler den Rauchmelder ausgebaut, um ungestört im Zimmer rauchen zu können – und nicht bedacht, dass in der Rauchmeldezentrale in so einem Fall sofort eine Fehlermeldung eingeht. Ein anderes Mal hat eine Schülerin ihre Skischuhe versteckt und als gestohlen gemeldet – nur, damit sie früher heimfahren darf. Heli Janz hat dem Mädchen dann gesagt, wenn im Haus tatsächlich etwas weggekommen sei, müsse er die Polizei anrufen. Sie hat die Skischuhe dann sehr schnell wieder gefunden. „Aber auf das Versteck wären wir nie gekommen. Ich will gar nicht sagen, wo das war.“

Am Ende unserer Tour sind wir im Freien gelandet, bei den Außensportplätzen hinter dem Hotel; sogar eine 100-Meter-Bahn und eine Weitsprunggrube gibt es hier, und eine Kletterwand für Anfänger, die sich später auf die Klettersteige am Hochkar wagen wollen. Mehr als eine Stunde lang waren wir jetzt unterwegs. Das JUFA-Hotel ist ein Arbeitsplatz der langen Wege; Alois Leichtfried und Heli Janz kommen viel herum in ihrem Job. Die von der WHO empfohlenen 10.000 Schritte täglich schaffen sie jedenfalls locker, meistens sind es mehr als doppelt so viele. „Eigentlich ist das also ein sehr gesunder Arbeitsplatz.“ Langweilig wird es sowieso nie. „Es gibt hier nichts, was es nicht gibt“, fasst Heli Lanz zusammen. Vor allem auf eines ist Verlass: Genau in dem Moment, in dem einer von den beiden einmal ein bisschen früher Dienstschluss machen will, passiert garantiert irgendwas.