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Gerald Demolsky

Der perfekte Tag am Berg beginnt für Gerald Demolsky noch vor Tagesanbruch. Wenn er mit Stirnlampe auf den Berg geht, ist es noch finster. Sein Ziel: Er möchte oben sein, wenn die Sonne aufgeht. Für den 40-jährigen Amstettner gibt es nichts Schöneres als einen Sonnenaufgang in den Bergen. „Mir gibt das extrem viel“, sagt er. „Ich bin da wie ein kleines Kind, hab einen breiten Smiley im Gesicht.“

 

Besonders oft erlebt Demolsky dieses Glücksgefühl am Ötscher, seinem bevorzugten Sportberg. Im Winter kommt er zum Langlaufen und Tourengehen, im Sommer zum Trailrunning. Und immer öfter hat er in letzter Zeit auch beruflich in Lackenhof zu tun. Seit zwei Jahren besitzen seine Frau und er hier ein Haus, in dem sie Ferienwohnungen vermieten. Und mit dem Verein mo(re)sports, den Demolsky zusammen mit Jürgen Kaindl und Roland Pils betreibt, veranstaltet er in Lackenhof Langlauf-Wochenendkurse („Nordic Days“) und das Skitouren-Rennen „Ötscher Attack“.

 

Hauptberuflich betreibt Gerald Demolsky in Greinsfurth bei Amstetten die Firma demolsky-sportservice, die sich auf Leistungsdiagnostik und individuelle Trainingspläne spezialisiert hat. Zu den Kunden gehören sowohl Unternehmen, die Fitnessprogramme für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter buchen, als auch Einzelpersonen. Demolsky und sein Team betreuen Profisportler ebenso wie ambitionierte Amateure, die sich auf einen Marathon oder einen Triathlon vorbereiten wollen. Aber auch für Noch-nicht-Sportler, die aus gesundheitlichen Gründen mehr Bewegung machen möchten, kann ein Coaching sinnvoll sein. Wer zum Beispiel mit dem Laufen beginnt, kann dabei auch viel falsch machen, weiß Demolsky. „Die meisten sind am Anfang hochmotiviert, manche sogar übermotiviert. Sie laufen zu schnell, zu lang, mit der falschen Technik – und dann lassen sie’s gleich wieder bleiben.“

Alles vor der Haustür

 

Gerald Demolsky arbeitete unter anderem am Olympiastützpunkt Obertauern und am Institut für Medizinische und Sportwissenschaftliche Beratung (IMSB), er war Masseur und Konditionstrainer beim FC Waidhofen an der Ybbs (damals unter Trainer Ivica Vastic Meister der Regionalliga Ost) und beim SKU Amstetten (heute in der Zweiten Liga). Als er sich vor zwölf Jahren dann selbstständig machte, war er sich anfangs nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung war. „Damals habe ich mir schon gedacht: Puh, braucht das überhaupt wer da bei uns? Es ist aber gleich super angenommen worden.“

 

An seinem Beruf schätzt Demolsky unter anderem, dass er mit Sportlern verschiedenster Disziplinen zu tun hat. Er selbst hat mit Mountainbiken begonnen und dann Triathlon gemacht; aber seit er selbstständig ist und drei Kinder (Alter: 5, 12, 13) hat, fehlt ihm dafür die Zeit. „Ich schwimme nach wie vor gern, ich gehe hin und wieder auch noch Radl fahren – aber hauptsächlich laufe ich. Das lässt sich zeitlich einfach am besten unterbringen.“ Wenn Gerald Demolsky „Laufen“ sagt, meint er damit in erster Linie „Trailrunning“ – so die heute gängige Bezeichnung für Geländelauf. „Ich bin eben gern in der Natur unterwegs“, sagt er. Auch für Trailrunning eigne sich das Gelände in Lackenhof sehr gut, Demolsky sieht da viel Potenzial.

„Trailrunning kann jeder, man muss ja nicht  gleich 1000 Höhenmeter machen.“ Nur infrastrukturell müsste in Lackenhof noch ein bisschen was gemacht werden. „Es wäre mir ein Anliegen, dass es ausgeschilderte Trailrunning-Strecken gibt und Wanderkarten, in denen diese eingezeichnet sind. Damit auch der nicht ortskundige Sommergast, der gern laufen geht, sagen kann: Heute laufe ich die und die Route, da weiß ich genau, wie lang sie ist und wie viele Höhenmeter sie hat.“

 

Bekannt ist Lackenhof vor allem als Wintersportort. Und als solcher wird er nicht ausreichend gewürdigt, findet Demolsky. Viele Einheimische wüssten gar nicht zu schätzen, was ihnen alles geboten wird. „Ich habe hier ein Skigebiet, ich habe Langlaufloipen, und Skitouren gehen kann ich auch – und das alles direkt vor der Haustür! Schon klar: Man hat hier nicht die Pistenkilometer von Saalbach, nicht so viele Skitourenrouten wie im Gesäuse und nicht das Loipenangebot von der Ramsau. Aber zum Beispiel für Familien, die ein breitgefächertes Angebot suchen, ist Lackenhof der perfekte Ort.“

Skitouren oder Langlauf?

 

Beim Skitourenrennen „Ötscher Attack“, das im März 2019 zum ersten Mal stattfand, gibt es vier verschiedene Bewerbe. Die „3-Peak-Attack“, bei der drei Gipfel und insgesamt fast 1900 Höhenmeter überwunden werden müssen, ist hauptsächlich was für Profis; die „1-Peak-Attack“ (700 Höhenmeter) können auch Anfänger wagen; bei der „Free-Solo-Attack“ muss man nicht einmal Skier anschnallen, kann man mit Laufschuhen und Spikes auf den Berg laufen. Und dann gibt’s noch die „Green Peak Tour“, bei der ohne Zeitmessung gelaufen oder gegangen wird und Dabeisein wirklich alles ist. „Da kann man neben den Topathleten gemütlich den Großen Ötscher bezwingen, kriegt im Schutzhaus eine Suppe und ein Getränk und im Ziel eine Finisher-Medaille“, erklärt Demolsky. „Und mit dem Startgeld unterstützen wir den Nationalpark Ötscher-Tormäuer. Wir wollen zeigen, dass sich Skitourensport und Naturschutz sehr wohl vereinbaren lassen.“

Auch bei der Annäherung zwischen Liftgesellschaft und Tourenskifahrern spielt die Ötscher Attack eine wichtige Rolle. „Es gab da früher Differenzen, und als wir mit der Idee eines Tourenskirennens dahergekommen sind, bin ich mir nicht sicher, wie ernst uns der Andi Buder (Geschäftsführer der Ötscherlifte) genommen hat“, erzählt Demolsky. „Aber mittlerweile ziehen wir alle an einem Strang, es gibt am Ötscher beschilderte Strecken für Tourengeher, die man zum Teil auch während des Liftbetriebs begehen kann. Das ist ein guter Weg, finde ich.“

Das Skitourengehen boomt, und zumindest in der medialen Öffentlichkeit sieht es so aus, als hätte es dem Langlauf den Rang abgelaufen. „Das Tourengehen ist schon stark im Kommen“, bestätigt Gerald Demolsky. „Aber auch unsere Langlaufkurse werden super angenommen. Als wir die ,Nordic Days‘ heuer zum ersten Mal in Lackenhof veranstaltet haben, hatten wir fast 50 Teilnehmer! Also, das Interesse am Langlauf ist schon auch sehr groß.“ Demolsky selbst betreibt beide Sportarten sehr intensiv – welche davon bringt körperlich mehr? „Da möchte ich mich nicht festlegen. Das Langlaufen ist wahrscheinlich ein bissl dynamischer, intensiver. Besonders beim Skaten braucht man eine gewisse Grundgeschwindigkeit, während man sich beim Skitourengehen Zeit lassen kann.“

Da kummt die Sunn’

 

Vor zwei Jahren hat Gerald Demolsky sich einen langgehegten Traum erfüllt und in Lackenhof ein Haus gekauft, in Gehdistanz zur Talstation vom Großen Ötscherlift. Das Haus beinhaltet zwei jeweils 70 Quadratmeter große Ferienwohnungen, die auch getrennt gebucht werden können. Das Haus ist gut ausgelastet – so gut, dass die Familie Demolsky selbst kaum in den Genuss ihres  Ferienhauses kommt. „Durch die Kinder sind wir an die Schulferien gebunden, und da ist das Haus immer voll.“ Aber für einen Neo-Vermieter ist das natürlich ein Luxusproblem, und zumindest in der Nebensaison kann auch Gerald Demolsky des öfteren in Lackenhof übernachten. Wobei seine Nächte besonders im Sommer kurz sein können. Um vor Sonnenaufgang auf dem Berg zu sein, läutet der Wecker auch einmal um drei in der Früh. „Es gibt dann schon Momente, wo ich mir beim Rauflaufen denke: Hat das sein müssen? Aber wenn oben dann die Sonn’ aufgeht, denke ich mir: Ja, hat sein müssen.“